Lebenswelten junger Frauen – damals in den 1920er Jahren und heute, knapp 100 Jahre später, präsentiert das popmusikalisch-literarische Projekt der Schauspielerin Johanna Bittenbinder und ihrer Tochter Veronika. Die Mutter liest aus Romanen von Ödön von Horváth, die Tochter übernimmt den musikalischen Part mit eigenen Songtexten – direkt, humorvoll, poetisch und inspiriert von Soul, Funk und Jazz.. Das ist so verschieden und passt doch zusammen, weil es im Kern um das Gleiche geht. Hier die Lebenswirklichkeit, Zwänge dort Hoffnungen, Sehnsüchte – gesehen aus einer weiblichen Perspektive. Fräulein Pollinger ist eine von Horváths weiblichen Lieblingsfiguren. Man begegnet ihr in den Romanen »Sechsunddreißig Stunden« (1928/ 1929) und »Der ewige Spießer« (1930) sowie im Fragment »Stunde der Liebe« mit. Mal heißt sie Agnes, mal Anna oder einfach nur Fräulein Pollinger. Sie ist arbeitslos, träumt von einem besseren Leben und vom Glück zu zweit. Sie verkörpert das Leben der vielen jungen Frauen im Aufbruch, die als Angestellte in den 1920er Jahren zum ersten Mal ihr eigenes Geld verdienen.
Veronika Bittenbinders ausgereifte Texte erzählen vom heutigen Frauenleben zwischen gesellschaftlichen und selbst auferlegten Erwartungen und großen Sehnsüchten nach Freundschaft, Liebe und Verlässlichkeit. Ihre sinnlich-zarte Stimme und die jazzigen, souligen oder funkigen Grooves ihrer Band unterstreichen diesen Kontrast.
Johanna Bittenbinder ist Schauspielerin und aus vielen Film- und Fernsehproduktionen bekannt. (Tatort, Bulle von Tölz, München 7, Filme von Marcus H. Rosenmüller usw.) In den Niederbayernkrimis des Bayerischen Fernsehens „Sau Nummer vier“(2010) und „Paradis 505“ (2013) spielte sie die Polizeiobermeisterin Gisela Wegmeyer. Zuletzt war sie für den Deutschen Fernsehpreis Beste Schauspielerin für ihre Rolle in dem ZDF-Film „Zwei allein“ nominiert.